Magazin Dashboard

Teil 2, Ich leiste meinen Beitrag für eine Batterieproduktion ‚made in Europe‘.

Digitales Magazin

Teil 2, Ich leiste meinen Beitrag für eine Batterieproduktion ‚made in Europe‘.

Wenn es bei Jagenberg Converting Solutions GmbH (JCS) um das Thema Zukunftstechnologie geht, kommt man an Astrid Lemcke nicht vorbei: Die gebürtige Sachsen-Anhalterin treibt nicht nur innovative Lösungen voran, sondern vermittelt auch Wissen an zukünftige Generationen der Druckbranche.

Im vorherigen Teil unseres Interviews sprachen Sie davon, dass JCS noch gar nicht lange existiert und doch schon etabliert ist.

Welche Projekte und Innovationen haben Sie denn für die Zukunft „in der Pipeline“?


 

Das größte Projekt, an dem ich zurzeit mitarbeite, ist GIGABAT, kurz für „Gigafactory for Batteries“. Dabei handelt es sich um ein Förderprojekt der EU-Kommission. Im Verbund mit 16 Partnerunternehmen aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und Schweden treiben wir die nahtlose Zellfertigung in Europa voran, nicht nur was die Maschinen und Anlagen betrifft, sondern auch hinsichtlich der eingesetzten Ressourcen und Materialien.

Damit wollen wir unternehmensübergreifend eine allumfassend integrierte Produktionswertschöpfungskette für die Batteriezellenfertigung in Europa schaffen. Welche Relevanz das Thema für europäische Politik und Wirtschaft hat, verdeutlicht die hohe Fördersumme von 8 Mio. Euro.

Im Projekt arbeiten wir vor allem mit Excelitas Noblelight, der Forschungsanstalt der TU Braunschweig und PowerCo. Über die VW-Tochter PowerCo ist auch unser Engagement bei GIGABAT entstanden. Dr. Witt, Vorstandsmitglied der Jagenberg Gruppe, hat den Kontakt zu den Verantwortlichen bei Volkswagen hergestellt, die uns gern als Projektpartner für den Industrie- und Maschinenbau gewinnen wollten. Das ist eine großartige Chance für JCS, einen Beitrag zur Mobilität der Zukunft zu leisten. Dafür, dass ich das Projekt verantworten darf, bin ich sehr dankbar.

Die gemeinsame Ambition der GIGABAT-Partner ist es, leistungsfähige und robuste Batterien „made in Europe“ zu bauen.

Astrid Lemcke,
Prozessingenieurin, Jagenberg Converting Solutions

Wie sieht der Beitrag von JCS beim GIGABAT-Projekt aus?


 

Wir beteiligen uns mit einer Rolle-zu-Rolle-Baking-Anlage für die Nachtrocknung von Anodenfolien. Unser Anspruch hierbei ist es, den Trocknungsprozess zu beschleunigen und darüber hinaus besonders energiesparend und nachhaltig zu gestalten. Statt die Anodenrollen in Vakuumöfen nachzutrocknen wie bisher, integrieren wir eine Infrarottrocknung in den Rolle-zu-Rolle-Prozess und optimieren damit verschiedene Gesichtspunkte der Fertigung substanziell: Prozessfluss, Geschwindigkeit, die eingesetzten Ressourcen und die Qualität der Batterien. Denn die Trocknung bzw. der Wassergehalt der Anoden- und Kathodenbeschichtung hat maßgeblichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit.

Die gemeinsame Ambition der GIGABAT-Partner ist es, leistungsfähige und robuste Batterien „made in Europe“ zu bauen. Es ist schön, einen Beitrag dazu leisten zu können.

Welche Verantwortlichkeiten haben Sie im Rahmen des Projektes?


 

Ich bin maßgeblich für das Layout und das Konzept unseres Anlagenteils verantwortlich. Dazu muss man wissen: Wir bauen keine physische Maschine, sondern konzipieren eine voll funktionsfähige Anlage bis hin zu den kleinsten Details wie Darstellungen auf dem Bedienfeld. Ziel ist ein sogenannter Technology Readiness Level (TRL) von größer Sieben. Das bedeutet, wir entwickeln ein funktionstüchtiges theoretisches System, das nach Ende des Projekts Anfang 2027 praktisch umgesetzt werden kann.

Meine weiteren Aufgaben hierbei umfassen die Projektorganisation und Koordination der Arbeiten innerhalb von JCS und Kampf LSF. Zudem halte ich den Kontakt zur EU-Kommission und unseren Partnern. Dazu gehört es auch, an den halbjährlichen Treffen teilzunehmen und 2025 als Gastgeber aufzutreten – denn dann treffen sich die beteiligten Wissenschaftler, Doktoranden und F&E-Ingenieure hier bei uns.

Das klingt, als nehme GIGABAT einen großen Teil Ihrer Zeit in Anspruch …


 

Tatsächlich arbeite ich an drei von fünf Arbeitstagen am GIGABAT-Projekt. Es bleibt noch Zeit für anderes …

Wie zum Beispiel?


 

… die Digital Printing Academy. Das ist eine 2023 gegründete Schulungsplattform für Nachwuchs in der Druckbranche.

Zusammen mit der FH Kärnten haben wir mit „Certified Digital Decor Printing Expert“ einen hochkarätigen Ausbildungsgang geschaffen. Dabei kann ich mein Wissen an den Nachwuchs der Branche weitergeben – und ihn natürlich für unseren Bereich begeistern.

Meine Online-Vorträge bedienen ein internationales Publikum aller Altersgruppen in Unternehmen, die bereits analog drucken und die sich mit Digitaldruck breiter aufstellen wollen, z. B. mit dem Drucken von Laminatböden oder Küchenfronten. In den Kursangeboten „Analog Printing Technology“ und „Troubleshooting in Analog Printing“ erkläre ich ihnen den Aufbau einer Dekordruckanlage und wir sprechen über auftretende Probleme im Analogdruck und deren Bezüge zum Digitaldruck.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?


 

Die DIPA hat Guido Lebbing angesprochen und er fand sofort, das sei etwas für mich. Womit er Recht hatte: Ich habe schon im Studium als Chemie-Tutor gearbeitet und das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Außerdem lerne ich selbst immer wieder hinzu. Es ist einfach so: Man lernt am meisten, wenn man selbst unterrichtet – und dafür ist die DIPA ideal!

Man lernt am meisten, wenn man selbst unterrichtet – und dafür ist die DIPA ideal!

Astrid Lemcke,
Prozessingenieurin, Jagenberg Converting Solutions

Probleme lösen, etwas bewegen, lehren und ständig hinzulernen: Man gewinnt den Eindruck, dass Sie bei JCS angekommen sind. Haben Sie noch weitergehende Pläne und Visionen, die Sie verfolgen?


 

Ich bin mit meinem Arbeitsumfeld und meinen Aufgaben sehr zufrieden. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern „angekommen sein“ beschreibt es sehr treffend.

Meine Arbeit macht mir Spaß, ich habe nette Kolleginnen und Kollegen und kann meine Neigungen und Talente optimal einbringen. Dem steht mein Lebensmotto „Never stop exploring“ gar nicht entgegen. Ich fühle mich wohl und genieße die Freiheiten, die JCS mir bietet: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Projekte, die spannend sind und nicht nach Schema F ablaufen. Unter dem Strich ist es ein Geben und Nehmen, von dem JCS und ich gleichermaßen profitieren.

Eine konkrete Vision für die Zukunft habe ich unterdessen nicht, aber wer weiß, was in fünf Jahren ist?

Momentan genieße ich es einfach, bei JCS zu sein.

Gestatten Sie eine letzte Frage: Im Ingenieursberuf sind Frauen unterrepräsentiert, wie arbeitet es sich als Frau unter so vielen Männern?


 

Man muss schon mehr leisten und wissen als ein Mann, um denselben Status zu erreichen. Allein schon, weil Schlüsselpositionen zumeist von Männern besetzt sind und die Kommunikation sich unterscheidet.

Ich habe festgestellt, dass es auf Anhieb einfacher ist, mit Frauen zu arbeiten, die denselben Werdegang haben. Da hat man schnell eine Kommunikationsbasis – genauso wie Männer sie untereinander haben.

Aber ich habe auch gelernt, damit umzugehen und mit Männern zu kommunizieren. Besonders leicht gelingt das mit Kollegen, die ruhig, sehr strukturiert und sachlich sind – das ist im Ingenieursbereich glücklicherweise nicht untypisch.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass ich bei JCS in erster Linie nicht als Frau, sondern als Ingenieurin wahrgenommen werde. Und die Wertschätzung, die unsere Führungskräfte mir entgegenbringen – die Verantwortung und die spannenden Aufgaben – bestätigen, dass ich hier genau richtig bin!

Frau Lemcke, ich danke Ihnen für Ihre Zeit und die spannenden Einblicke!